Im Rahmen der gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Marbach sprach Bodo Skaletz, der Leiter der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, über "Kommunale Optionen im Kontext der Energiewende". Die Lieferung von Heizwärme und Warmwasser durch einen Dienstleister statt der Eigenerzeugung in jedem Gebäude ist eine solche Option. Sie kann – bei vergleichbaren Gesamtkosten für den Nutzer - zu einer sehr erheblichen Minderung des Einsatzes von Primärenergie und der Schadstoff-Emission führen. Bedingung ist in jedem Fall, dass das Konzept für ein Nahwärmesystem sorgfältig auf die lokalen Gegebenheiten hin optimiert wird und dass die Komponenten auf intelligente Weise vernetzt werden. Systeme und Betrieb aus einer Hand versprechen hier am ehesten Erfolg.
Bodo Skaletz gab sehr anschauliche Beispiele für erfolgreiche Projekte der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, die die ökologischen Einsparziele auf ganz unterschiedliche Weise erreichen.
Das Ludwigsburger Wohngebiet Sonnenberg setzt sich aus einem Bestand mittelgroßer, in Sanierung befindlicher Wohnblocks und zahlreichen Neubauten zusammen. Hier bezieht eine Wärmepumpe Erdwärme aus 50 Erdbohrungen von 115 Meter Tiefe und speist damit das Nahwärmenetz. Der Strom für die Wärmepumpe wird in einem eigenen Blockheizkraftwerk erzeugt, dessen Abwärme ebenfalls in den Wärmekreislauf geht. Eine zweite Wärmepumpe kühlt die erwärmte Luft in der Heizzentrale und leistet einen weiteren Beitrag an das Wärmenetz. In den Gebäuden der Kunden stehen groß dimensionierte Warmwasserspeicher, die alle über ein intelligentes Leitsystem vernetzt sind. So können Wärmebedarfsspitzen gut ausgeregelt werden und die Wärmepumpen gleichmäßig arbeiten, eine Voraussetzung für hohe Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer. Gegenüber konventionellen Einzelheizungen werden in diesem Verbund 75 Prozent weniger CO2 ausgestoßen.
Ein zweites interessantes Projekt ist das Neubaugebiet Neckartalblick in Neckarweihingen. Auch hier verfügt die Heizzentrale über eine Wärmepumpe, die Nutzung von Erdwärme ist aber nicht wirtschaftlich. Stattdessen wird dem aus den Häusern strömenden Abwasser die Wärme entzogen. Dazu braucht es keine komplizierte Technik: In konventionelle Abwasserrohre werden von den Inspektionsschächten aus flexible Wärmetauscher eingezogen. Die Einsparung an CO2 gegenüber Einzelheizungen beträgt bei diesem Konzept immer noch 57 Prozent.
Eines der aktuellsten Vorhaben ist die Strom- und Wärmeversorgung des neuen Marbacher Baugebietes Friedrichslust auf dem ehemaligen Südladenbau-Gelände. Ein Gas-Blockheizkraftwerk wird so ausgelegt, dass es etwa den Strombedarf des Wohngebietes deckt. Da die hierbei erzeugte Wärme für die Gebäudeheizungen nicht ausreicht, wird zusätzlich ein Holzpelletkessel betrieben. Für Spitzenlasten und als Sicherheitsreserve steht ein Gasbrennwertkessel bereit. Auch hier sorgen intelligent vernetzte Wärmespeicher in den Gebäuden der Kunden für einen sehr gleichmäßigen Anlagenbetrieb. Die verbleibenden CO2-Emissionen sind sehr gering, und gegenüber dezentralen Heizanlagen werden 46 Prozent Primärenergie eingespart. Als besonderes Angebot können die Bewohner des Gebietes ihren Strom aus dem eigenen Heizkraftwerk um etwa 1,5 Cent günstiger erwerben als von Standardanbietern.
In der lebhaften Diskussion wurde klar, dass für die Wärmekunden größere Kostenvorteile im Moment nicht erwartet werden können. Wirtschaftliche Überlegungen müssen aber in Betracht ziehen, dass in den Häusern geringere Investitionen und Wartung anfallen (Heizung, Kamin, ggf. Öltank). Vorhersehbare Kostensteigerungen bei Gas und Öl werden zudem Einzelheizungen künftig viel stärker belasten. Die Hauptvorteile der Nahwärmeversorgung liegen derzeit in der Ökologie und im Klimaschutz.
Kostenneutralität zwischen dezentralen Heizungen und Nahwärmesystemen ist heute möglich. Das gelingt aber nur, wenn bürokratische Hemmnisse möglichst klein sind. Die Chancen auf wirtschaftlich und ökologisch optimale Lösungen und auf termingerechte Umsetzung sind am besten, wenn Strom- und Wärmenetze in einer Hand liegen. Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim sind für ihre eigenen Kommunen und einige benachbarte Gemeinden auf diesem Weg.