Ökologisch bauen. Foto: SPD Baden-Württemberg, Stefanie Liepins
Der Keltergrund bietet uns die Möglichkeit, eine Vision für die Zukunft zu entwickeln. Dabei sollen die soziale und die ökologische Komponente engmaschig miteinander verschränkt werden. Ein erster Vorstoß ist hier dem ehemaligen SPD-Gemeinderat Hans-Martin Gündner gelungen, der anregte, Fachexperten in die verschiedenen Gremien einzuladen. Ein Gedanke, den es zu unterstüzen gilt.
Von Sebastian Ritter
Im geplanten Neubaugebiet Keltergrund Marbach/Rielingshausen bieten sich große Chancen ein sozio-ökologisch optimiertes Quartier zu errichten, welches auf die zukünftigen Entwicklungen durch die Energiewende vorgerüstet ist.
Diese Möglichkeit ergibt sich dadurch, dass sich das Grundstück im Besitz der Stadt Marbach befindet.
Zunächst ist es wichtig, neben der klassischen Erschließungplanung auch ein Energiekonzept erstellen zu lassen. Leider wird dies sehr häufig zu spät oder gar nicht durchgeführt. In diesem Energiekonzept sollten mindestens drei unterschiedliche Szenarien untersucht und gegenübergestellt werden. Dabei sollten die Kriterien Ökologie, Ökonomie und Zukunftsfähigkeit berücksichtigt werden.
Die Zukunftsfähigkeit sollte sich dabei nicht nur auf bspw. die Nachrüstbarkeit von Energiespeichern, Elektromobilität etc., sondern auch auf die Erweiterbarkeit auf die umliegenden Bestandsgebäude beziehen.
Schließlich gilt in Baden-Württemberg das EWärmeG, welches Gebäudeeigentümer dazu verpflichtet bei einem Heizungstausch mind. 15 % erneuerbare Energie zu integrieren. Des Weiteren wurde die Bundesgesetzgebung dahingehend verändert, dass ab 2026 Öl-Wärmeerzeuger bei einem Erzeugertausch, nur noch in Kombination mit einer Solarthermieanlage betrieben werden.
Der Endenergiebedarf für Heizwärme und Warmwasser im Sektor der privaten Haushalte liegt temperaturbereinigt bei 527,58 TWh. Pro Quadratmeter Wohnfläche ergibt sich somit ein Bedarf von 186 kWh.
Die gesetzlichen Vorgaben für einen Neubau sind bereits so hoch, dass dieser Bedarf deutlich unterschritten wird. In einem Neubau ist der Wärmebedarf und vor allem die benötigte Leistung von der Warmwasserbereitung vorgegeben. Aufgrund dieses Umstands und der sehr dichten Gebäudehülle ist der Jahresverbrauch sehr stark abhängig vom Nutzerverhalten.
Um die Baukosten möglichst gering zu halten und somit auch sozialen Wohnbau zu ermöglichen wäre daher die Vorgabe eines erhöhten Baustandards sozial ungerecht. Im Rahmen der Energiewende ist es deutlich wichtiger, den Wärmebedarf des Bestands zu senken. Den oben genannten 186 kWh/m² stehen ca. 75 kWh/m² in einem Neubau gegenüber.
Durch den abnehmenden Wärmebedarf im privaten Haushalt im Neubau wird es immer interessanter, neben der Wärme auch den Strom dezentral zu erzeugen, da der Stromverbrauch gegenüber 1990 sogar um 9,5% gestiegen ist. Sehr interessant ist es zudem, den Sektor Verkehr und somit eine hohe Anzahl an Elektro-Automobilen in dieses dezentrale Versorgungssystem zu integrieren. Um den steigenden Netzentgelte (ca. 8%/a in Baden-Württemberg) und der Überlastung des Netzes durch die Elektromobilität entgegen zu wirken, sollte ein zentrales Lastmanagement für das Quartier Keltergrund berücksichtigt werden.
Die Eigenstromerzeugung durch bspw. Photovoltaikanlagen sollte empfohlen, aber besonders für die geplanten Mehrfamilienhäuser, nicht vorgegeben werden.
Gerade in Mehrfamilienhäusern ist die Eigennutzung des erzeugten PV-Stroms energiewirtschaftlich sehr komplex und ohne das Management durch eine Fachfirma sehr schwer umsetzbar.
Zudem sind die Baukosten auf einem so hohen Niveau, dass sozialer Wohnungsbau, bzw. durch weitere Vorgaben verhindert werden könnte.
Um nun die Vision eines sozial gerechten und ökologisch anspruchsvollen Wohnquartiers nicht zu gefährden, muss für das Baugebiet Keltergrund ein Energiekonzept erstellt werden.