„Hab ich schon“, hört man es unter der Maske en passant murmeln.
Während im Zentrum des samstäglichen Marktgeschehens in Marbach der SPD-Kandidat Daniel Haas mit dem Ortsverein den Landtagswahlkampf aufs Pflaster bringt, steht oberhalb des Torturms in der Wildermuthstraße der BM-Herausforderer Timo Jung.
Der eine wie der andere verteilen ihre Infozettel und sind doch keine Kontrahenten. Der eine will als sozialdemokratischer Mandatsträger im März 2021 ins Parlament und die Zahl der Repräsentanten aus dem Landkreis Ludwigsburg mehren, der andere bei der Bürgermeisterwahl im Januar 2021 eine Stimme im Marbacher Gemeinderat erringen und dann einer nicht ganz kleinen Stadtverwaltung vorstehen.
Beide bringen sie deshalb ihre Werbezettel unters Marktvolk.
von Lorenz Obleser
„Hab ich schon“, heißt es bei Daniel Haas dann, wenn jemandem der Flyer entgegengestreckt wird, obwohl das taschenschleppende Publikum sich doch weiter oben schon als aufgeschlossen und wahlinteressiert gezeigt hat.
Tatsächlich sind beide Wahlkämpfer etwa gleich alt, Anfang 30, Haas aber mit Bartstoppeln. Die sieht man jedoch nicht unter der Maske. Was beide über die Mitgliedschaft in der selben Partei hinaus eint, ist ihr lächelndes Konterfei auf ihrem Handzettel.
Wo dich im grauen Dezember am Morgen noch kein Adventskerzlein erfreut und der Nikolaus hoffentlich der restlichen Novembertristesse den Rest gibt, ist ein schönes Gesicht auf einem Flyer schon viel wert. Wo Zurücklächeln kaum Sinn macht, nimmt man aus Höflichkeit und mit einer Geste der Wohlgesonnenheit auch mal einen Zettel mit, der dann womöglich für lange Zeit in der Einkaufsstasche vergessen wird.
„Hab ich schon“, scheint dann mehr der Verwechslung im maskenverhangenen Eilen über den nicht immer abstandskonformen Wochenmarkt geschuldet, als einer Wahlmüdigkeit oder gar einer Politikverdrossenheit. Die gibt es in Marbach bestimmt auch und ist vielleicht sogar schwerer zu besänftigen als ein wütender Virus.
So sich der Marbacher Ortsverein der SPD zu einer Wahlempfehlung für den Bürgermeisterkandidaten Timo Jung durchringt, dann wird es im Wahlkampftrubel des Marbacher Wochenmarkts bestimmt etwas übersichtlicher.
Bis der Wettbewerb für die Landespolitik aber in seine heiße Phase geht, ist in Marbach jedoch die Bürgermeisterwahl längst Geschichte.