Der SPD Ortsverein Marbach diskutierte am Friedrich-Schiller-Gymnasium mit Prof. Klaus Gestwa, Macit Karaahmetoglu (MdB) und Gästen über den Urkainekrieg. Deutliche Positionen der Referenten in den Vorträgen und eine spannende Diskussion über die Ursachen und Folgen des Ukrainekrieges zeichnete die Veranstaltung aus.
von Dr. Nikolai Häußermann
Der Vorsitzende des Ortsvereins Marbach, Dr. Nikolai Häußermann, begrüßte die Referenten, die Mitglieder und Gäste mit dem Hinweis, dass der Austausch zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit wichtig für das gegenseitige Verständnis sei. Professor Klaus Gestwa, Direktor des Institutes für Osteuropäische Geschichte an der Universität Tübingen, sein ein hervorragender Referent und faszinierender Gesprächspartner, nicht zuletzt aufgrund seines sehr erfolgreichen Youtube-Videos „Thesencheck: Diese acht Thesen zum Ukrainekrieg sind falsch“. Yannic Flad, Schüler am Friedrich-Schiller-Gymnasium und Co-Moderator, stellte die beiden Referenten vor. Neben Prof. Klaus Gestwa den SPD-Bundestagsabgeordneten Macit Karaahmetoglu, der sich jüngst prominent zu den Türkei-Wahlen in den Medien geäußert hat und Amelie Zeck, Schülerin am Friedrich-Schiller-Gymnasium.
Prof. Klaus Gestwa zog in einem großen Bogen viele unterschiedliche Bereiche in der russischen Gesellschaft von der Kultur bis hin zur Geschichte heran, um den deutschen, noch mehr seiner Meinung nach sozialdemokratischen und noch ausgepräger den linken bzw. wagenknechtschen „Russlandkomplex“ zu erklären. Für einen Gast war dieser Hinweis auf Wagenknecht zu viel. Er verließ den Saal.
Macit Karaahmetoglu antwortete direkt am Beginn seines Vortrages und wies darauf hin, dass es die letzten sechzehn Jahre kein sozialdemokratischer Bundeskanzler gewesen sei, der die Beziehungen zu Russland bestimmt habe. Anschließend erörterte Karaahmetoglu die Möglichkeiten, Putin rechtlich vor einem Kriegsverbrechertribunal zur Verantwortung ziehen zu können.
Die Diskussion leitete Häußermann mit dem „Finger in der Wunde der Sozialdemokratie“ ein, nämlich dem von Gestwa angesprochenen „Russlandkomplex“. Prof. Gestwa erklärte, dass er gezielt die Auseinandersetzung mit dem Publikum suche und seine Vorträge auch entsprechend formuliere. Einig waren sich Gestwa und Karaahmetoglu in der eindeutigen Positionierung für die Ukraine. Die Schwierigkeiten, die mit einer solchen Positionierung einhergehen, wurden anschließend diskutiert. Auf die Frage von Häußermann nach dem Eskalationsrisiko im Falle eines „Gesichtsverlustes für Putin“ durch eine militärische Niederlage äußerte Gestwa: „Das Gesicht von Putin ist mir relativ egal“. Auch Karaahmetoglu betonte, dass die militärische Niederlage nach Ausschöpfung aller diplomatischen Mittel nicht zuletzt auch von Bundeskanzler Olaf Scholz die einzig verbleibende Zukunftsoption sei.
Amelie Zeck und Yannic Flad bemerkten zu ihrer eigenen Zukunftsperspektive und die Perspektive der Schülergeneration, dass sie sich zwar eine Friedensoption weiterhin wünschten, diese jedoch nicht unter allen Umständen zu halten sei. Dies bedeute auch, so die Antwort auf die Nachfrage eines Zuhörers, möglicherweise wieder selbst Dienst in der Uniform leisten zu müssen und möglicherweise auch in den Krieg ziehen zu müssen.
Anmerkung: Die Redebeiträge der geladenen Gäste finden Sie unter nachfolgenden Links:
Vortrag von Prof. Gestwa: https://drive.google.com/file/d/1m-EX7vMhb8ddoZ4PMeWKdkwSDQXCY1Tl/view?usp=sharing
Vortrag von Karaahmetoglu: https://drive.google.com/file/d/1jRCLB3ZkqG27ZnIDdkQgZsd2SZYn465r/view?usp=sharing