Gemeinderat – Sondersitzung „Energiekonzept Keltergrund"

Veröffentlicht am 19.09.2021 in Gemeinderatsfraktion
 

Klimaneutrales Bauen. Foto: pixabay, image4you

Rede und Antrag zur Sondersitzung  „Energiekonzept Keltergrund“

von Ernst Morlock

Historie:

Bereits bei der Klausurtagung von OR und GR am 07.11.2020 wurde das Thema „Klimaneutrales Baugebiet Keltergrund“ angesprochen.

Am 07.12.2020 hat dann unser ehemaliges Fraktionsmitglied Hans Martin Gündner in einem Impulsreferat Möglichkeiten dazu aufgezeigt.

Wir sind sehr dankbar, dass dieses Thema daraufhin von der Verwaltung erneut aufgegriffen wurde und uns am 08.03.2021 in einer gemeinsamen Sitzung von Ortschaftsrat und Gemeinderat durch die Stadtwerke Bad Nauheim und Haßfurt und die Hochschule für Technik Stuttgart Beispiele kalter Nahwärmenetze vorgestellt wurden.

Die anschließenden Berechnungen von Herrn Rieß vom Büro cascad.e netzwerk AG wurden am 21.06.2021 präsentiert und haben gezeigt, dass ein kaltes Nahwärmenetz im Keltergrund prinzipiell möglich ist.

Weniger hilfreich für die heutige Entscheidung – der Beschlussantrag lautet ja: Entscheidung über das künftige Energiekonzept – fanden wir die Präsentationen der EnBW, des Büros IBS-Schuler und des Büros Ratioplan in der Gemeinderatssitzung vom 29.07.2021.

Wir handeln in dem Bewusstsein, dass heutige Entscheidungen die klimatischen Wirkungen dieses Baugebietes auf viele Jahrzehnte festschreiben werden. Wir haben jetzt die einmalige Chance, im Keltergrund ein zukunftsfähiges Wärmekonzept zu entwickeln, das für die weitere Entwicklung in Marbach modellhaft sein kann.

 

Bewertung der Präsentationen von EnBW, IB Schuler und Ratioplan:

Die EnBW beschränkte sich bei ihrer Präsentation auf Werbung in eigener Sache, ohne auch nur ansatzweise auf unser konkretes Projekt Keltergrund einzugehen. Diese Präsentation hätte von der EnBW, ohne auch nur eine einzige Folie zu ändern in jedem unserer Nachbarorte gehalten werden können.

Das Büro Schuler hat über den Keltergrund hinaus auch noch Teile des Altbestandes von Rielingshausen in seine Planungen einbezogen. Solche Überlegungen sind für die Zukunft sicherlich notwendig, für den konkreten Fall Keltergrund allerdings eher hinderlich, weil langwierig. Durch die Einbeziehung des Altbestandes und des damit notwendigen Temperaturniveaus müssen Stahlrohre mit Kunststoffmantel eingesetzt werden, deren Verlegung deutlich komplexer und damit teurer ist. Zudem sind aufgrund des hohen Temperaturniveaus die Verteilverluste deutlich höher als bei einem Kalten Nahwärmenetz. Wir wollen auch wegen den Lärmbelastungen keine Luft- Wasser-Wärmepumpen im Außenbereich.

Bei beiden Präsentationen sowohl bei der EnBW wie auch beim Ingenieurbüro Schuler fehlen uns zudem eine Abschätzung der notwendigen Investitionskosten, eine Aussage über den Endverbraucherpreis, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sowie ein Stromkonzept.

In der Präsentation des Büros Ratioplan sind zwar einige dieser vermissten Aussagen enthalten, dennoch überzeugen uns die dezentralen Ansätze nicht. Wenn man auf diese Weise ein annähernd klimaneutrales Wohngebiet erreichen will, müssten sämtliche Details im Bebauungsplan geregelt werden.

In der Vorlage zur heutigen Sitzung heißt es am Ende: „Nach der Präsentation dieser drei Optionen in der Gemeinderatssitzung am 29.07.2021 durch Vertreter der Büros soll in der Sondersitzung am 16.09.2021 im Gemeinderat eine Entscheidung getroffen werden, welches Konzept weiterverfolgt und in den Bebauungsplan aufgenommen werden soll.“

 

Unsere Forderungen für das weitere Vorgehen:

Da uns keines der drei Konzepte für eine bedingungslose Übernahme in den Bebauungsplan geeignet scheint, spricht sich die SPD-Ortschaftsrats- und Gemeinderatsfraktion für folgende Forderungen aus:

  1. Wir fordern für den Keltergrund ein Kaltes Nahwärmenetz einschließlich der Ausweisung hinreichend großer Flächen für die notwendigen Erdkollektoren.
    Die in der Sitzung vom 08.03.2021 vorgestellten Beispiele haben uns überzeugt. Wir beglückwünschen die Städte und Gemeinden, die solche innovativen Personen in ihren Reihen haben und hoffen, bald einen ebenso kreativen Kopf in Form eines Klimaschutzmanagers an unserer Seite zu haben. Darüber soll ja in unserer nächsten Klausurtagung diskutiert werden

  2. Wir fordern Vorhalteflächen für ein Betriebsgebäude, um eine spätere ergänzende Sektorenkopplung zu ermöglichen, d.h. Einbezug von Funktionen der zentralen Stromspeicherung und der Stromverteilung.

Wir wissen alle heute noch nicht, welche konkreten Anforderungen der Klimawandel in einigen Jahren an uns stellen wird.

  1. Wir fordern die Beauftragung eines Ingenieurbüros mit der weiteren Detailplanung eines Kalten Nahwärmenetzes auf dem Keltergrund.
    Im Grunde soll die Voruntersuchung des Büros cascad.e netzwerk AG, die mit der Erkenntnis einer prinzipiellen Machbarkeit abgeschlossen hat, bis zur Umsetzung vertieft werden.

  2. Wir fordern für den Augenblick auf ein Betreiberkonzept oder gar die Festlegung auf einen Betreiber zu verzichten.
    Vor dieser Entscheidung müsste zunächst die Investitionstiefe der Stadt festgelegt werden: Nichts? Erdkollektoren? Wärmenetz? Wärmepumpen?

    Nach dieser Entscheidung könnte dann entweder in einer Ausschreibung ein Energieversorgungsunternehmen oder nur Betreiber gesucht werden oder die Stadt engagiert sich wie in Bad Nauheim, Haßfurt, Wüstenrot, Waiblingen, Ilsfeld hier selbst.

Die Verpflichtung zur Nutzung der Sonnenenergie im Keltergrund ist für uns selbstverständlich und in unseren Forderungen daher nicht enthalten. Zudem gehen wir auch davon aus, dass für die Nutzung der Kalten Nahwärme ein Anschlusszwang im Bebauungsplan enthalten sein muss. Man sollte dies durchaus auch als Vorteil sehen, denn die Möglichkeit des Kühlens im Sommer wird immer wichtiger. In den Bebauungsplan soll das Verbot von im Außenraum stehenden Luft-Wasser-Wärmepumpen sowie von Öl- und Gasheizungen explizit aufgenommen werden.

 

Zuletzt haben wir noch eine Frage hinsichtlich des § 13b des Bau GB: Kommen wir mit unseren Planungen durch das Auslaufen dieses Paragrafen in Zeitnot?

 

______________________________________________

 

SPD-Gemeinderatsfraktion Marbach und SPD-Ortschaftsratsfraktion Rielingshausen

Antrag zum Energiekonzept Keltergrund

  1. Wir fordern für den Keltergrund ein Kaltes Nahwärmenetz einschließlich der Ausweisung hinreichend großer Flächen für die notwendigen Erdkollektoren.
    Die in der Sitzung vom 08.03.2021 vorgestellten Beispiele haben uns überzeugt.
    Wir beglückwünschen die Städte und Gemeinden, die solche innovativen Personen in ihren Reihen haben und hoffen, bald einen ebenso kreativen Kopf in Form eines Klimaschutzmanagers an unserer Seite zu haben. Darüber soll ja in unserer nächsten Klausurtagung diskutiert werden

  2. Wir fordern Vorhalteflächen für ein Betriebsgebäude, um eine spätere ergänzende Sektorenkopplung zu ermöglichen, d.h. Einbezug von Funktionen der zentralen Stromspeicherung und der Stromverteilung.
    Wir wissen alle heute noch nicht, welche konkreten Anforderungen der Klimawandel in einigen Jahren an uns stellen wird.

  3. Wir fordern die Beauftragung eines Ingenieurbüros mit der weiteren Detailplanung eines Kalten Nahwärmenetzes auf dem Keltergrund.
    Im Grunde soll die Voruntersuchung des Büros cascad.e netzwerk AG, die mit der Erkenntnis einer prinzipiellen Machbarkeit abgeschlossen hat, bis zur Umsetzung vertieft werden.

  4. Wir fordern für den Augenblick auf ein Betreiberkonzept oder gar die Festlegung auf einen Betreiber zu verzichten.
    Vor dieser Entscheidung müsste zunächst die Investitionstiefe der Stadt festgelegt werden: Nichts? Erdkollektoren? Wärmenetz? Wärmepumpen?

    Nach dieser Entscheidung könnte dann entweder in einer Ausschreibung ein Energieversorgungsunternehmen oder nur Betreiber gesucht werden oder die Stadt engagiert sich wie in Bad Nauheim, Haßfurt, Wüstenrot, Waiblingen, Ilsfeld hier selbst.

 

Begründung:

Da uns keines der in der Gemeinderatssitzung vom 29.07.2021 präsentierten Konzepte für eine bedingungslose Übernahme in den Bebauungsplan geeignet scheint, spricht sich die SPD-Ortschaftsrats- und Gemeinderatsfraktion für die obengenannten Forderungen aus. Wir handeln in dem Bewusstsein, dass heutige Entscheidungen die klimatischen Wirkungen dieses Baugebietes auf viele Jahrzehnte festschreiben werden. Wir haben jetzt die einmalige Chance, im Keltergrund ein zukunftsfähiges Wärmekonzept zu entwickeln, das für die weitere Entwicklung in Marbach modellhaft sein kann.

Die Verpflichtung zur Nutzung der Sonnenenergie im Keltergrund ist für uns selbstverständlich und in unseren Forderungen daher nicht enthalten. Zudem gehen wir auch davon aus, dass für die Nutzung der Kalten Nahwärme ein Anschlusszwang im Bebauungsplan enthalten sein muss. Man sollte dies durchaus auch als Vorteil sehen, denn die Möglichkeit des Kühlens im Sommer wird immer wichtiger. In den Bebauungsplan soll auch das Verbot von im Außenraum stehenden Luft-Wasser-Wärmepumpen sowie von Öl- und Gasheizungen explizit aufgenommen werden.

 

Marbach a.N., den 16.09.2021
SPD-Gemeinderatsfraktion und SPD-Ortschaftsratsfraktion

 

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